Probestau im kommenden Winter


Die Teilnehmenden am Tag der offenen Tür marschieren über die Dammkrone zum Durchlassbauwerk. Foto © Volker Heller 


Staufenberg (vh). Sicher ist sicher: das Hochwasserrückhaltebecken an der Landesstraße L 3146 hinter Treis muss alle zehn Jahre zum TÜV. Das einzige in der unbelebten Natur der Lumdaaue zwischen dem Radweg unterhalb des Bahndamms und der Landesstraße ist eben das Flüsschen. Und deshalb kommt zwangsläufig der Prüfdienst höchstselbst ins Lumdatal. TÜV meint die Obere Wasserbehörde beim Regierungspräsidium Gießen und das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie in Wiesbaden.

Dann erfolgt eine gründliche Abnahme - identisch derjenigen nach der Baufertigstellung Ende 2024.

Der Wasserverband Lumdatal als Betreiber des Bauwerks hatte zum Tag der offenen Tür eingeladen. Es begrüßte Staufenbergs Bürgermeister Peter Gefeller in seiner Funktion als Verbandsvorsteher die Interessierten. Detailreiche Informationen lieferte Jan Philipp Körber, Geschäftsführer des Zweckverbands Lollar-Staufenberg und Talsperrenbeauftragter des Wasserverbands. Tatsächlich ist der so genannte Überströmdamm hinter Treis keine Talsperre.

Miniaturtalsperre im Ernstfall

Der Wasserverband betreibt aber ein Hochwasserrückhaltebecken an der Landesstraße L 3127 bei Rabenau-Odenhausen. Und dessen Damm macht seinem Namen alle Ehre. Er misst fünf Meter in der Höhe, sodass dahinter 110 000 Kubikmeter Wasser gestaut werden können. Gemäß dem hessischen Wasserrecht reichen diese Daten aus für das Prädikat Talsperre, gleichwohl hier kein Tropfen Wasser dauerhaft ansteht. Im Ernstfall von Hochwasser jedoch bildet sich eine Miniaturtalsperre.

Am 12. Februar dieses Jahres wurde das nunmehr fünfte Hochwasserrückhaltebecken des Wasserverbands offiziell eingeweiht. Der TÜV hat’s demnach nicht gar so eilig. Immerhin wird das technische Bauwerk von Körber überwacht. Der hat während des Studiums seinen Bauingenieur gemacht, und dieser Abschluss wiederum ist gemäß hessischem Wasserrecht zwingend notwendig für die Aufsicht bei Odenhausen. Fällt Körber mal aus, springt sein Stellvertreter Kilian Krämer ein. Ebenfalls Bauingenieur.

Damit der Treiser Damm im feuchten Untergrund der Lumdaaue nicht ungebührlich absackt, stehen auf der 190 Meter langen Dammkrone in regelmäßigen Abständen fixe Messpunkte zur Verfügung. Würde das Maß von 191,60 Meter über Normal Null wesentlich unterschritten, müsste nachgebessert werden. Die GPS-Messdaten werden sorgfältig dokumentiert. »Unterfüttern mit Splitt ist einfacher gesagt als getan«, meint Körber und wäre heilfroh, wenn dieser Tag besser nie käme.

Für den Dammalltag ist Stauwärter Manfred Zahrt zuständig. Er kontrolliert und wartet die Technik in dem kleinen Betonhäuschen beim Durchlassbauwerk. Mittels Baggergreifarm holt er das vor dem Treibholzfang angeschwemmte Holzmaterial aus dem Flussbett heraus. Unterhalb des Trittgitters plätschert das Flüsschen Lumda in der Regel friedlich dahin. Der Damm misst in diesem Abschnitt 5,30 Meter Höhe, kann sich somit stellenweise mit dem Odenhausener messen. Ansonsten ist bei 1,80 Meter Schluss.

Die Flusshöhe im Durchlassbauwerk wird dauerhaft von Sensoren überwacht. Sie hängen an einer Art Galgen beidseits des Übergangs und an der Bauwerksohle. Im Bedarfsfall würde das massive Schott aus Edelstahl sich nach unten bewegen, den Wasserstrom begrenzen. Bei Stromausfall würde Zahrt das im Betonhäuschen stehende Notstromaggregat anwerfen.

»Kurbeln per Hand ist möglich, dauert aber drei Stunden und hinterher haben sie einen Oberarm wie Arnold Schwarzenegger«, stellte Körber fest.

Die Flusshöhe im Durchlassbauwerk wird dauerhaft von Sensoren überwacht. Sie hängen an einer Art Galgen beidseits des Übergangs und an der Bauwerksohle. Im Bedarfsfall würde das massive Schott aus Edelstahl sich nach unten bewegen, den Wasserstrom begrenzen. Bei Stromausfall würde Zahrt das im Betonhäuschen stehende Notstromaggregat anwerfen.

»Kurbeln per Hand ist möglich, dauert aber drei Stunden und hinterher haben sie einen Oberarm wie Arnold Schwarzenegger«, stellte Körber fest.

Bliebe als Herausforderung die Sache mit den Fischen. Zahrt, für den ein Probestau nichts Neues wäre, hat dabei beobachtet »das Wasser läuft sehr langsam ab, und die Fische finden so zurück in den Fluss«.

Die Meinungen der Teilnehmenden gingen auseinander. Jemand meinte, im Oberlauf der Lumda gebe es ohnehin weniger Fische, ein anderer will schon lange keinen Fisch mehr in der Lumda zwischen Allendorf und Treis gesehen haben.

Körber und Becker wollen diesbezüglich jedenfalls im Kontakt bleiben. Körber wird bei den zuständigen Behörden eine Rückversicherung einholen.

Foto © Volker Heller