Das Bauwerk, ein technisches Meisterwerk, sei auch »der Beweis für die erfolgreiche Zusammenarbeit und das Engagement vieler Beteiligter«, so Staufenbergs Bürgermeister Peter Gefeller.

Staufenberg (voh). »Man denkt gar nicht, dass man auf einem Damm steht«, findet Dr. Ing. Alexander Rötz, Projektleiter beim Unternehmen Weber-Ingenieure in Homberg/Efze. Das Mitte November 2024 fertiggestellte Hochwasserrückhaltebecken bei Treis ist soeben offiziell eingeweiht worden. Dazu hatte der Bauherr, der Wasserverband Lumdatal, den hessischen Umweltstaatssekretär Michael Ruhl sowie Vertreter von weiteren Behörden und Planungsbüros eingeladen.
Staufenbergs Bürgermeister Peter Gefeller begrüßte die Gäste im Begegnungszentrum am Bahnhof (»Bing«). Auf Kaffee und belegte Brötchen folgte seine Eröffnungsrede. Das Bauwerk, ein technisches Meisterwerk, sei auch »der Beweis für die erfolgreiche Zusammenarbeit und das Engagement vieler Beteiligter«.
Langer Atem
Seinem Vorgänger als Verbandsvorsteher, Lollars früherem Bürgermeister Dr. Bernd Wieczorek, dankte Gefeller für »einen langen Atem und viel Überzeugungsarbeit« und dem Land Hessen für die finanzielle Förderung. Von den Baukosten über 4,5 Millionen Euro hatte das Land etwa 69 Prozent übernommen. Der Bürgermeister blickte zurück auf das 1966 durch Starkregen verursachte Hochwasser im gesamten Lumdatal. Schließlich habe die Erkenntnis Oberhand gewonnen, dass einzelne in den Ortslagen gebaute Deiche das Problem nicht an der Wurzel packen können.
1997 sei sodann der Wasserverband Lumdatal mit dem Ziel gegründet worden, ein Hochwasser wie 1966 zu verhindern. Rückhaltebecken wurden gebaut, dasjenige bei Treis bildet den Abschluss. Hinzu kamen Renaturierungen wie jüngst zwischen der Holzmühle (Lollar) und Daubringen. Gefeller erwähnte die an die vorhandene Landschaft angepasste relativ flache Bauweise des Damms. So sei ein Stauvolumen von 100 000 Kubikmetern möglich. Würde das Hochwasser weiter ansteigen, könne es auf der gesamten Dammlänge, also 400 Metern, ablaufen.
Alexander Rötz lieferte Daten zur Baugeschichte, die im September 2007 mit dem Planungsbeginn ihren Verlauf genommen hatte. Die neue Bauweise eines flachen Damms hab man sich in Baden-Württemberg abgeguckt. Andernfalls hätte der Staudamm Höhenmaße gehabt wie der kleine Nebendamm zur Landesstraße hin. Das mitten in die Lumda gebaute Schütz werde je nach Wasserstand automatisch gesteuert. Für den Stromausfall gibt es ein Notstrom- aggregat. Der Stauwärter des Wasserverbandes Lumdatal, Manfred Zahrt, informierte, es dauere 20 Minuten bis der Schütz den Durchlauf abschließe.
Wegen des nassen Untergrundes sei es schwierig gewesen, stets das geeignete Baumaterial auszusuchen - zumal dessen Verfügbarkeit ein zusätzliches Problem gewesen sei. Rötz berichtete sogar von einem Materialtranport aus einem Baufeld der Autobahn A49 bei Dannenrod. Schweres Baugerät konnte wegen des sensiblen Baugrunds nicht überall und ohne Weiteres eingesetzt werden. Im Arbeitsverlauf habe man unter den Beteiligten, Behörden, Planern und der Baufirma Faber und Schnepp stets zwischen dem Wünschenswerten und Machbaren abwägen müssen.
Probestau
Umweltstaatssekretär Michael Ruhl fand es beeindruckend, »dass so viel Erde bewegt wurde und man nachher nichts mehr davon sieht. Ein technisches Bauwerk ist entstanden, ohne dass man gleich an Technik denkt.«
Bewegt wurden 14 800 Kubikmeter Erde, 6000 Tonnen Steine und 1000 Tonnen Beton. Dieses Frühjahr wird ein Probestau durchgeführt, wobei die gesamte Fläche von 14 Hektar bis unterhalb des Klärwerks Allendorf/Lumda geflutet wird. Im Sommer gibt es für die Bevölkerung einen Tag der offenen Tür.
