Bau des Hochwasserrückhaltebeckens in Treis

Was ist da eigentlich los beim Bau des Hochwasserrückhaltebeckens zwischen Treis und Allendorf?

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

was ist da eigentlich los beim Bau des Hochwasserrückhaltebeckens zwischen Treis und Allendorf, fragen sich viele Bürgerinnen und Bürger derzeit. An einem Tag werden große Baumaschinen zur Baustelle gebracht und am nächsten Tag wieder abtransportiert, indes ein größerer Baufortschritt nicht zu erkennen ist. Das wirft Fragen auf, die ich heute gerne beantworten möchte.

Der Planfeststellungsbeschluss als Grundlage für den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens liegt nun schon seit mehreren Jahren vor. Warum dauert die Umsetzung einer solchen Anlage nur so lange, werden Sie sich jetzt vielleicht fragen. Nun, alleine schon die besondere Bauart des Hochwasserschutzdammes als komplett überströmbares Bauwerk ohne Freibord hat einen extremen Mehraufwand erfordert. Viele sprichwörtliche Steine mussten bis zum Baubeginn aus dem Weg geräumt werden. Hierbei soll nicht unerwähnt bleiben, dass in Hessen die Anlage in Treis mit ihrer besonderen Bauform zu den ersten ihrer Art gehört, was u.a. viele zusätzliche statische Nachweise erforderlich gemacht hat. Zudem mussten und müssen zu jedem Zeitpunkt die Förderrichtlinien eingehalten werden, was einen ebenfalls sehr zeitaufwendigen Rücksprache- und Abstimmungsbedarf mit den Landesverantwortlichen nach sich zog und bis heute zieht.

Im Jahr 2020 konnte das Becken final geplant und öffentlich ausgeschrieben werden. Die voraussichtlichen Kosten für die Errichtung des Beckens belaufen sich inklusive aller Nebenleistungen auf 4,1 Mio. EUR. Das ist viel Geld, welches der Wasserverband Lumdatal aus meiner Sicht völlig zurecht als zukunftsweisende Maßnahme in den Hochwasserschutz des unteren Lumdatals investiert. Die jüngsten Naturkatastrophen im rheinland-pfälzischen Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen haben dies mehr als deutlich aufgezeigt.

Das neue Hochwasserrückhaltebecken Treis kann im Vollstau rund 95.000 Kubikmeter Wasser zurückhalten, was einer Wassermenge von 530.000 gefüllter Badewannen entspricht. Die Dammhöhe im Bereich des Durchlassbauwerks wird 5,30 Meter betragen, während der Damm im Hauptteil lediglich eine Höhe von 1,80 Meter aufweisen wird. Der Standort des Dammes wurde im Vorfeld darauf geprüft, dass die höchste Schutzwirkung für die Unterlieger ab Treis erreicht wird und gleichzeitig für die Oberlieger bis Allendorf keine Rückstauprobleme auftreten.

Im Februar 2021 konnte die Baubeginnanzeige abgefasst und mit dem Bau begonnen werden. Aufgrund des unterhalb der Dammaufstandsfläche befindlichen, sehr wasserempfindlichen Auenlehms musste wegen des im Vergleich zu den Vorjahren sehr nassen Frühlings und Sommers der Baubeginn immer wieder verschoben werden. Die Hoffnung bestand darin, eine länger anhaltende Trockenperiode ausnutzen zu können. Diese Hoffnung verwirklichte sich in diesem Jahr leider nicht. Neben dem Ausbleiben längerer Trockenphasen gab’s und gibt’s zudem Probleme mit der Staunässe. Diese besteht im Bereich des Baufeldes, was bei wechselnden Wetterlagen ein Befahren dieses Bereichs mit schweren Baugeräten leider unmöglich macht.

Um der Gefahr von Hochwasser und Starkregen bei der Herstellung des Durchlassbauwerks trotzen zu können, wurde durch das bauausführende Unternehmen Faber & Schnepp aus Gießen der Vorschlag unterbreitet, das Bauwerk in einer „Fertigteil-Mischbauweise“ zu errichten. Dieser Vorschlag musste zunächst durch das mit der Bauüberwachung betraute Ingenieurbüro Unger und Grohmann geprüft und mit der Aufsichtsbehörde beim Regierungspräsidium Gießen abgestimmt werden. Zwischenzeitlich wurden mehrere Probefelder für den Dammbau und den Bau der Tosbettmulde angelegt. Hier stehen nun die Begutachtung und die Freigabe des hochwassersicheren Dammbaumaterial an.

Warum ist dies alles so aufwendig? Ganz einfach: Es geht um die Gewährleistung eines maximalen Hochwasserschutzes, der von jedem neu vorgeschlagenen Dammbaumaterial eine hohe Wasserundurchlässigkeit fordert.

Den Verantwortlichen des Wasserverbandes Lumdatal aber auch des beauftragten Fachbüros ist bewusst, dass der aktuelle Bautenstand in der Außenwirkung „unglücklich“ ist. Es muss aber festgehalten werden, dass sich die Hochwassergefahr durch Starkregen und Hochwasserereignisse in Folge des Klimawandels verschlimmern wird. Umso wichtiger ist es deshalb aus meiner Sicht, jede Entscheidung in ihrer Tiefe genau abzuwägen und einen Bau nicht bei widrigen Wetterbedingungen durchzusetzen. Die Investition in den Hochwasserschutz soll schließlich einen wirklichen Erfolg für das gesamte Lumdatal mit sich bringen.

Damit die Bevölkerung Staufenbergs aber auch des Lumdatals auch zukünftig über den Fortgang dieses für viele so wichtigen Bauwerks informiert bleibt, hat der Vorstand des Wasserverbands Lumdatal den Zweckverband Lollar-Staufenberg (ZLS) beauftragt, in regelmäßigen Abständen auf seiner Homepage www.zls-lollar.de über den jeweils aktuellen Bautenstand des Hochwasserrückhaltebeckens Treis zu berichten. Schauen Sie bei Interesse doch einfach auf der Homepage des ZLS nach. Für weitere Fragen stehen Ihnen zudem die Mitarbeiter des ZLS telefonisch unter der Nummer 06406/91340 zur Verfügung.