Die Geschichte des ZLS

Vor mehr als 100 Jahren begann es

Vier Gemeinderäte beschlossen im August 1905 den Bau eines Wasserwerkes – Quellen in Allendorf/Lumda gekauft


Auszug aus der Gießener Allgemeinen Zeitung vom 06.10.2005

Lollar/Staufenberg (mb). Die Bildung einer Wasserwerkskommission der damaligen Gemeinden Lollar, Staufenberg, Mainzlar und Daubringen im August des Jahres 1905 unter dem Vorsitz des Staufenberger Bürgermeisters Stephan ist der Grund dafür, dass der ZLS ein Jahrhundert später feiert – und dafür, dass sich ZLS-Geschäftsführer Jochen Becker wochenlang in die Historie »kniete«. Zuerst sah es nicht so aus, als würde sich »viel Geschichte« entdecken lassen, aber Becker gab nicht auf, suchte akribisch und fand weit mehr als erhofft.

Die Initiative zur Bildung der Wasserwerkskommission war, angeregt vom Großherzoglichen Kreisamt in Gießen, von fortschrittlichen Kommunalpolitikern ausgegangen, denen es ein Anliegen war, die Bevölkerung mit Leitungswasser – jederzeit aus einem Hahn flie-ßenden »kostbaren Nass« – zu versorgen. Im August 1905 trafen sich die Gemeinderatsmitglieder von Lollar, Staufenberg, Mainzlar und Daubringen auf Veranlassung des Großherzoglichen Provinzialdirektors Breidert zu einer Sitzung im Gasthaus »Zur Germania« in Lollar, beschlossen die Errichtung eines gemeinsamen Wasserwerkes und bildeten die Kommission. Ein Lollarer »muckte« vorübergehend auf und führte Beschlussunfähigkeit herbei, konnte aber von Bürgermeister Heinrich Schmidt »zur Räson« gebracht werden.

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Ausflug der Genossenschaftskommission am 09. Juni 1918
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Genossenschaftskommission an den Quellen am 28. Juli 1929

Das Wasser sollte aus Quellen in der Gemarkung Allendorf/Lumda beschafft werden, weil dort nach Ansicht der Baubehörde genügend vorhanden war.Doch die Quellen konnten nicht einfach mit Beschlag belegt werden, sondern waren anzukaufen. Reinhold Welcker, langjähriger Beigeordneter in Allendorf/Lumda und Vater des späteren Apothekers Reinhard Welcker, erklärte sich bereit, beim An- bzw. Verkauf mitzuwirken. Probleme gab es beim Verkauf von fünf Quellen für 16 000 Mark offenbar nicht, aber Welcker war in Allendorf/ Lumda »erledigt«. Man sprach – geradezu Generationen lang – von einem »Schildbürgerstreich«, zu dem er erheblich beigetragen habe. Statt die Quellen zu verkaufen, hätte, so hieß es, ein einträglicher Wasserlieferungsvertrag geschlossen werden sollen. Ironie am Rande: Die 16 000 Mark wurden in Allendorf/Lumda auf die hohe Kante gelegt und lösten sich im Inflationsjahr 1929 sozusagen in Nichts auf. Die Wasserwerkskommission, die 1907 im Verein »Wassergenossenschaft Glückauf« aufging, konnte ihre Pläne höchst erfolgreich und schnell realisieren. 1906/07 wurden vier Quellen gefasst, die Zuleitung von Allendorf/Lumda nach Mainzlar verlegt – Treis sparte sich aus und baute den Hochbehälter am »Hasengarten« – und die Rohrnetzleitungen gebaut.

1907 »stieg« Daubringen aus, was das »restliche« Trio durchaus mit Freude sah, weil ihm mehr Wasser blieb. 1909 sind der Vereinssatzung als Liefermengen zu entnehmen: 200 Kubikmeter täglich für Lollar, 60 für Staufenberg und 40 für Mainzlar. Die fünfte Quelle in Allendorf/ Lumda wurde erst 1913 gefasst und gleichzeitig eine Schutzhütte – zuerst aus Wellblech, später aus Holz – errichtet, die sich zum wahren Ausflugsziel entwickeln sollte. Parallel ließ der Verein in Mainzlar einen 7.20 Meter tiefen ersten eigenen Brunnen schachten und ein Pumpwerk bauen. Der Brunnen musste erst 1921 – in einer Trockenperiode – für längere Zeit in Anspruch genommen werden. Heute ist die ZLS-Wasserversorgung ein hochmoderner/hochtechnisierter Betrieb.

Heute

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Wasserhäuschen Mainzlar - HEUTE


Damals

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Wasserhäuschen Mainzlar - 1913