Bericht aus der Gießener Allgemeinen Zeitung vom 12.12.2022
Lollar/Staufenberg (vh). An den Kostensteigerungen für Energie und Betriebsmittel kommt auch der Wirtschaftsplan des Zweckverbands Lollar-Staufenberg (ZLS) für 2023 nicht vorbei. Das wurde nun anlässlich einer Sitzung der Verbandsversammlung deutlich. Die Wassergebühr steigt um 30 Cent von 1,86 auf 2,16 Euro pro Kubikmeter und beim Schmutzwasser um 10 Cent von 2,26 auf 2,36 Euro pro Kubikmeter.
Knapp 3,5 Millionen Euro will der ZLS 2023 investieren.
Neue Leitungen und Erschließungen
»Dicke Brocken« sind eine neue Wassertransportleitung von Mainzlar nach Treis (900 000 Euro), die Erschließung des Gewerbegebiets Didier-Ost (350 000 Euro), die Kanalerneuerung Blackenstraße (345 000 Euro) und die Erschließung des Wohngebietes »An der Roede« (300 000 Euro). Im neuen Jahr soll die Bauleitplanung für einen Solarpark auf dem Gelände neben der Kläranlage vorankommen. Man rechnet mit einer Million Kilowattstunden Stromerzeugung jährlich. Da die Kläranlage nur 720 000 KWh verbraucht, kann der überschüssige Strom in das Netz eingespeist werden.
Im laufenden Jahr wurde in die Wasserversorgung investiert: Erschließung Robert-Bosch-Straße, Oberflächensanierung Tiefbrunnen I, neue Leitungen in der Bergstraße und der Waldstraße. In der Waldstraße ist der Tiefbau beendet, aktuell wird noch die Straßenoberfläche erneuert. Die Wasserleitung Waldstraße ist einer der Haupteinspeisewege für die Kernstadt. Kanäle wurden mit der Kamera befahren und saniert. In Treis kam erstmals ein neues Sanierungsverfahren zum Einsatz. Bisher wurde eine Glasfasermatte an die Innenwand gepresst und ausgehärtet. Beim neuen TIP-Verfahren werden statisch standsichere Kurzrohre in den undichten Kanal eingepresst.
Stabwechsel kommt
Im Jahr 2000 gründete sich der ZLS mit den Sparten Frischwasser und Abwasser. Staufenbergs Bürgermeister Horst Münch schlug Jochen Becker als Geschäftsführer vor. Eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Verlauf. Nun saß Becker zum letzten Mal in dieser Funktion im Schulungsraum des ZLS. Die Verbandsversammlung verabschiedete ihn sowie den Verbandsvorsteher, Lollars Bürgermeister Dr. Bernd Wieczorek. Becker scheidet aus dem operativen Geschäft, bleibt dem Verband noch ein halbes Jahr in beratender Funktion erhalten. Wieczorek wird am 15. Dezember von der Stadtverordnetenversammlung in den Ruhestand verabschiedet.
Becker blickte zurück auf die 18 Jahre Dienstzeit des Bürgermeisters. Währenddessen habe man gemeinsam 67 Millionen Euro in den Tiefbau investiert. Klaus Faulenbach, Vorsitzender der Verbandsversammlung, ordnete die Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister so ein: »Wir haben immer tolle Kompromisse hingekriegt.« Erwähnt wurden die Ansiedlung des Edeka-Marktes auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs, wofür ein Abweichungsverfahren benötigt wurde, und der Bau einer zweiten Halle für die Firma Ziegler mit dem Herrichten einer Flutmulde bei der Halle und Retentionsraum an der Lahn. Bezüglich Becker erwähnte Faulenbach dessen »Akribie und das vorausschauende Denken« als Erfolgsgaranten. Am 17. Mai wird Becker mit einem Hoffest auf dem ZLS-Gelände verabschiedet. Neuer Geschäftsführer ist ab 1. Januar 2023 Beckers Stellvertreter Jan Philipp Körber. Der Bauingenieur übernimmt ebenfalls die neue Aufgabe eines Talsperren-Beauftragten für den Wasserverband Lumdatal. »Fachwissen und Leidenschaft zeichnen ihn aus«, bemerkte Faulenbach mit Blick auf Becker. Wieczorek sprach von einer »überaus erfreulichen Zeit im Vorstand«. Fast immer seien die Beschlüsse einstimmig gewesen. Wegen der guten Mitarbeiter gebe es nur »wenige Beschwerden der Bevölkerung«.
Staufenbergs Erste Stadträtin Bianka de Waal-Schneider dankte im Namen des Vorstands und wünschte sich, dass »beide in Bewegung bleiben« (Becker und Wieczorek).
Bericht aus dem Gießener Anzeiger vom 12.12.2022
Die ZLS-Verbandsversammlung beschließt eine Erhöhung der Gebühren.
Lollar/Staufenberg (sle). Ab dem 1. Januar 2023 wird das Wasser teurer. Das beschloss die Verbandsversammlung des Zweckverbands Lollar-Staufenberg (ZLS) in der jüngsten Sitzung. Die Verbrauchsgebühr wird um 30 Cent von 1,86 auf 2,16 Euro ansteigen. Die Schmutzwassergebühr erhöht sich um zehn Cent auf dann 2,36 Euro. Die Niederschlagswassergebühr bleibt mit 59 Cent pro Quadratmeter befestigter Grundstücksfläche unverändert.
Klaus Faulenbach, der Vorsitzende des Zweckverbandes Lollar-Staufenberg (ZLS), rief den Geschäftsbericht 2022 auf. Wassermeister Marco Kirchner (ZLS) begann mit der Wasserversorgung. In der Kernstadt Lollar wurde die Wasserleitung in der Bergstraße und 450 Meter in der Waldstraße erneuert. Eine Oberflächensanierung wurde beim Tiefbrunnen eins in Mainzlar durchgeführt. In der Robert-Bosch-Straße in Staufenberg gab es Erschließungsmaßnahmen. Eric Abel verantwortet den Bereich Abwasserbetrieb. Hier wurde eine Teilerneuerung im Nachklärbeckenraum durchgeführt. Saniert wurden dabei rund 1500 Quadratmeter, was mit Kosten von 185 000 Euro zu Buche schlug.
Pilotprojekt
Jan-Philipp Körber (Bereich Kanal) berichtete von massiven Wurzeleinwächsen. Deshalb musste eine Inlinersanierung beim Gruppensammler Wißmar in der Gemarkung Lollar vorgenommen werden. In der Robert-Bosch-Straße in Staufenberg wurden die bestehenden Erschließungsanlagen verlängert und zwei Gewerbegrundstücke erschlossen. Die Herstellungskosten betrugen 60 000 Euro. Als Pilotprojekt im Verbandsgebiet nannte Körber die Kanalsanierung in der Friedrich-Ebert-Straße in Treis. Hier wurde im sogenannten TIP-Verfahren - ohne Aufbrüche - saniert. Diese Art sei 30 Prozent günstiger als die offene Bauweise.
Der Schwerpunkt der Tätigkeit des ZLS lag im vergangenen Jahr bei der Bauüberwachung für das Hochwasserrückhaltebecken Treis (HRB). »Unser Ziel ist, etwas zu bauen, was einer Flut standhält, die alle 500 Jahre vorkommen kann«, so Körber.
Geschäftsführer Jochen Becker berichtete über eine hohe Zahl von Rohrbrüchen. Die immer wiederkehrend auftretenden Schäden lagen an der Verbindungsleitung von Mainzlar nach Treis. 2023 soll nun der Austausch erfolgen. Höhere Wasserverluste seien insbesondere im Versorgungsgebiet Odenhausen aufgetreten. Die Leckstellen konnten lokalisiert und repariert werden. Habe die Verlustrate 2016 und 2017 am Ideal-Kennwert gelegen, so sei sie seit 2018 wieder angestiegen. Mit dem Neubau der Versorgungsleitung von Mainzlar nach Treis hofft man, hier dauerhaft Abhilfe schaffen zu können.
Ab 2021 installierte der ZLS Funkwasserzähler. Da wegen Lieferengpässen noch nicht alle Haushalte damit ausgerüstet sind, werden sie im Zuge des Wasserzählerwechsels 2023 getauscht. Stolz berichtete Becker vom hauseigenen Energiemanagement. Damit habe der exorbitanten Steigerung der Strompreise zum Teil getrotzt werden können.
Als Aufgabe für 2023 nannte er die weitere Senkung der Wasserverluste.
Neben der genannten Transportleitung sollen die im Wirtschaftsplan veranschlagten weiteren Projekte, vor allem die Erneuerung innerstädtischer Wasserleitungen in Lollar und Staufenberg, umgesetzt und die Erneuerung der Förderpumpen in Lollar und Staufenberg und im Wasserwerk Mainzlar angegangen werden. Im kommenden Jahr liegt der Schwerpunkt der Arbeiten auf dem zuvor verschobenen Komplettumbau der Brauchwasserversorgung sowie der Kanalerneuerungen in Lollar in der Blackenstraße und »Im Boden«. Daneben stehen die Erschließung »An der Röde« in Treis, Didier-Ost und »Auf dem Klinkgraben« in Ruttershausen an.
Für die Errichtung einer Photovoltaikanlage nördlich des Betriebsgeländes der Kläranlage Lollar muss nur noch Baurecht geschaffen werden. Umgesetzt werden soll der Bau einer Redundanzleitung für die Abwasserdruckleitung von Ruttershausen nach Lollar im bereits dritten Bauabschnitt.
Der Wirtschaftsplan 2023 ist im Erfolgsplan mit einem Ertrag von rund 6,43 Millionen Euro und mit gleichem Aufwand ausgeglichen. Im Vermögensplan werden Einnahmen von rund 4,72 Millionen Euro an Einnahmen und Ausgaben festgelegt. Der Höchstbetrag der Liquiditätskredite liegt bei 50 000 Euro. Einstimmig votierte die Versammlung dafür.
Abschließend sagte Jochen Becker, nur mit einer hoch motivierten Belegschaft könne man die beschriebenen Aufgaben schaffen, daher habe der Fortbildungsbetrieb eine hohe Priorität.
Becker geht
Bürgermeister Dr. Bernd Wieczorek scheidet zum Jahresende aus seinem Amt und somit auch als Verbandsvorsitzender aus. Becker dankte ihm für die gute Zusammenarbeit, und erinnerte an einige Groß-Projekte, darunter den »alten Bahnhof«, der 2011 eine Müllhalde gewesen sei und nach einer von Wieczorek umgesetzten städtebaulichen Entwicklung nicht wiederzuerkennen sei.
Auch Jochen Becker verlässt den ZLS und geht in den Ruhestand. Er wird am 17. Mai 2023 verabschiedet. Bereits ab dem 1. Januar 2023 übernimmt Jan-Philipp Körber das Amt des Geschäftsführers.